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Silvester: Warum Hunde häufig Angst vor lauten Geräuschen haben

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Silvester:  Warum Hunde Angst vor lauten Geräuschen haben

Zisch, und Knall und – weg!

Der arme Hund, was für ein Schock! Von dem Moment an war nichts mehr wie vorher. Und das Schlimme: Ich konnte nichts dagegen tun.

Mit Geräuschen hatte Samy schon vorher so seine Schwierigkeiten: Jeden Tag um 12 Uhr mittags und um sieben Uhr abends bellt er. Samy ist der Anti-Christ. Zumindest bringt den Kleinspitz das gemeinschaftliche Läuten sämtlicher Kirchenglocken der Stadt immer wieder aufs Neue zur Weißglut. Befindet er sich gerade im Freilauf und das Glockengeräusch setzt ein, ist der zehnjährige Rüde darüber so erbost, dass er sich bellend auf die Hinterbeine stellt – und im nächsten Moment wie ein geölter Blitz los prescht!

Ich habe daraus meine Konsequenzen gezogen: Wenn es auf 12 Uhr zugeht, meide ich vor allem die Fußgängerzone. Zumindest wenn ich in Begleitung von Samy bin. Dann nämlich fordert die Kirche ganze fünfzehn Minuten lang ihre Schäfchen dazu auf, in den Gottesdienst zu kommen.

Dabei sind laute Geräusche nicht immer ein Problem: Feuerwehrsirenen sind ihm egal. Meistens zumindest. Um Silvester musste ich mir nie Gedanken machen. Bis zu diesem Tag.

Wir gingen den Berg hinauf, zurück zum Haus. Ich konnte sehen, dass sich auf der Straße vor dem Haus zwei Jungs befanden und etwas in der Hand hielten. Sie waren ungefähr 50 Meter von Samy und mir entfernt. Als ich begriff, dass sie gerade die Flamme des Feuerzeugs an die Zündschnur des Böllers gehalten hatten, war es schon zu spät: Samy sah, wie ein „Feuerball“ zischend vom Boden in die Luft flog. Wie angewurzelt stand er da, die Rute, die er sonst geringelt über dem Rücken trägt, hing auf „Halbmast“. Dann wollte er nur noch fliehen.

Angst ist lebenswichtig!

Samy ist kein Einzelfall: Die Angst vor Knallgeräuschen löst bei vielen Hunden eine regelrechte Panikhaltung aus. Zitternd vor Angst, mit geduckter Körperhaltung, winselnd, jaulend, knurrend, heulend oder bellend stehen sie entweder wie zu Salzsäule erstarrt da oder sie sind – weg!

Verhaltensbiologisch betrachtet ist diese Reaktion absolut richtig. Ein „angstfreier“ Hund hätte kaum Überlebenschancen, weil er sich ständig in Gefahr begeben würde. Doch wie kommt es, dass der eine tiefenentspannt seiner Wege geht, obwohl es ringsherum knallt, und der andere Hund jedes Geräusch für lebensgefährlich hält?

Die Ursachen für Geräuschphobien sind vielfältig

Folgende Gründe kommen in Betracht:

1. Geräuschangst durch mangelhafte Habituation. Das bedeutet, der Hund hat als Welpe kaum Erfahrungen mit unterschiedlichen Geräuschen gesammelt.
2. Lernprozesse/negative Verknüpfung: Hier hat der Vierbeiner etwas Schreckliches im Zusammenhang mit lauten Geräuschen erlebt.
3. Genetische Veranlagung. Es gibt Studien, die besagen, dass besonders bei Hütehunden eine erhöhte Geräuschempfindlichkeit besteht.
4. Erkrankungen erhöhen das Stresslevel und verstärken Geräuschangst.


Die besten Tipps, wenn der Hund Angst vor Silvester-Böllern hat

Wie kann ich meinem Hund helfen?

Als Hundehalter:
– „Knaller“ mit Geräuschen überdecken: Radio oder Fernseher laufen lassen
– Lichteffekte ausschalten: Rolladen herunter lassen, Räume abdunkeln
– Ruhig bleiben! Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl! Sollte der Hund Ihre Nähe suchen, lassen Sie dies zu, aber – bemitleiden Sie das Tier nicht!
– Wenn Ihr Hund sich zurückziehen möchte, ist das vollkommen in Ordnung. Schaffen Sie für ihn einen Rückzugsort, an dem er ungestört ist.

Der Tierarzt

Medikamente erscheinen vielen Hundehaltern als praktikable Lösung. Allerdings gilt es hierbei einiges zu beachten. So müssen Arzneimittel individuell dosiert werden, sie können Nebenwirkungen haben und sogar abhängig machen. Bei bestehenden Erkrankungen dürfen sie unter Umständen gar nicht gegeben werden. Außerdem: Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Calmex oder Alprazolam) müssen diese Medikamente schon Wochen vor Silvester verabreicht werden, um eine entsprechende Wirkung hervorzurufen.

Bei manchen Hunden helfen auch Pheromone, die vorzugsweise als Sprays mittels Zerstäuber Anwendung finden.

Generell gilt: Suchen Sie frühzeitig einen Tierarzt auf und lassen Sie sich beraten.

Der Tierheilpraktiker

Wenn der Hund Angst vor lauten Geräuschen hat, können auch homöopathische Mittel oder Bachblüten helfen. Der Tierheilpraktiker stellt diese für Ihre Fellnase individuell zusammen.

Apotheke

„Notfalltropfen“, eine Mischung aus verschiedenen Bachblüten, sind in Apotheken erhältlich und helfen bei leichten Fällen häufig weiter. Auch diese Tropfen sollten schon einige Tage vor dem Jahreswechsel zum Einsatz kommen.

Sonstiges

Das „Thundershirt“ kann eine beruhigende Wirkung ausüben. Durch sanften Druck an wichtigen Punkten des Körpers fühlt Ihr Hund sich “umschlossen” und damit sicherer.

TTouch arbeitet über bestimmte Berührungstechniken und hilft, Verspannungen beim Hund zu lösen.

Darüber hinaus können verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie Desensibilisierung, Geräusch-CD`s oder positive Gegenkonditionierung Ihren Hund gut auf die Silvesternacht vorbereiten.

Dieses Training erfordert allerdings viel Zeit und Geduld und sollten daher schon Wochen vor dem Jahreswechsel eingeleitet werden.

Die Lösung

Fazit: Universelle Lösungsstrategien gegen eine Geräuschangst gibt es nicht. Welches Mittel oder welche Methode tatsächlich hilft, hängt immer vom Einzelfall ab.


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